Kennenlernen der österreichischen Auslandsschule in Istanbul
In der Zeit von 20. bis 24. Oktober 2025 hatte ich mit vier weiteren Kolleginnen und Kollegen aus österreichischen Schulen die Gelegenheit, das österreichische St. Georgs-Kolleg in der Türkei zu besuchen.
Der Besuch begann mit einer herzlichen Begrüßung durch Direktor Gernot Grabher und einer Fahnenfeier, bei der die türkische Hymne gesungen. Durch beide Eindrücke gewann ich einen ersten Einblick in die Schulkultur. Die Schule vereint österreichische und türkische Bildungsstandards und unterliegt strengen staatlichen Vorgaben, die Lehrpläne werden vom Ministerium genehmigt. Ich erfuhr von den Aufnahmeverfahren, der Lehrplanstruktur sowie dem schulinternen Notensystem. Besonders überrascht hat mich die zentrale Prüfung nach der 8. Schulstufe in der Türkei, die jeder Schüler und jede Schülerin ablegen muss, und die entscheidend für die weitere Schullaufbahn ist.
Ein spannendes Gespräch mit Alexander Jernej, dem Vertreter des Schulerhalters, lieferte wertvolle Informationen über die Geschichte des Kollegs seit der Gründung im Jahr 1882 und die Herausforderungen, welche die Schule im Bereich Organisation und Bürokratie hat. Am Nachmittag gewannen wir Einblicke in den Deutschunterricht und die Organisation der Österreichischen Bibliothek in der Türkei, die auch an dieser Schule ist.
Am zweiten Tag durfte ich die Interaktion mit den Schülern erleben. Ich besuchte mehrere Klassen der Handelsakademie und der AHS, wo die kaufmännischen Fächer unterrichtet werden. Die Schüler zeigten großes Interesse am und Aktivität im Unterricht. Viele von ihnen streben an, nach der Matura in Österreich oder Deutschland zu studieren.
Ein bedeutender Aspekt des Unterrichtens am St. Georgs-Kolleg ist die enge Zusammenarbeit mit den Eltern. Die Sprechstunden sind gut besucht und es werden vier Elternsprechtage im Schuljahr durchgeführt, um eine aktive Kommunikation zu gewährleisten.
Am dritten Tag besuchten wir die ALEV-Schule, die 1998 von den Absolventen des St. Georgs-Kolleg gegründet wurde und mittlerweile als internationale Schule akkreditiert ist. Hier erlebte ich ebenfalls einen motivierten Deutschunterricht und eine gut strukturierte Lernumgebung. Die Schule hat eine großzügige Infrastruktur und bietet viele Möglichkeiten für die Schüler.
Der vierte Tag war geprägt von Unterrichtsbesuchen in der Übungsfirma „Coffee Makers OG“, wo die Schüler praxisnahe Erfahrungen sammeln. Die professionelle Arbeitsweise der Schüler war beeindruckend, und ich konnte die Abteilungen der Übungsfirma kennenlernen.
Zusätzlich hatten wir ein aufschlussreiches Gespräch über die Rolle der Religion in der Türkei. Diese Themen waren besonders wichtig, da die Türkei zwar ein laizistischer Staat ist, die Bedeutung der Religion in der Gesellschaft verändert sich aber zunehmend. Das Gespräch bot auch Gelegenheit, mehr über den Status der „Minderheitenreligionen“ in der Türkei zu erfahren. Am Abend besuchten wir das österreichische Generalkonsulat, wo wir anlässlich des Nationalfeiertags zu einem Festakt eingeladen waren.
Der letzte Tag beinhaltete eine Feedbackrunde mit der Schulleitung, wo die Bedeutung eines gepflegten Schulumfelds diskutiert wurde. Zudem besuchten wir die Deutsche Schule in Istanbul, die einen anderen Eindruck vermittelte, aber ähnliche organisatorische Strukturen aufwies als das St. Georgs-Kolleg.
Insgesamt bot der Besuch am St. Georgs-Kolleg wertvolle Einblicke in die Bildungslandschaft der Türkei und die Herausforderungen, denen sich Schulen in einem internationalen Kontext stellen müssen. Die hohe Motivation der Schüler und die professionelle Organisation der Schule hinterließen einen bleibenden Eindruck. Der Austausch und die Erfahrungen, die ich während dieser Zeit sammeln konnte, waren äußerst bereichernd.